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Gedanken, Text


 

Stolz ist sein eigner Spiegel,

seine eigne Trompete, seine eigne Chronik

William Shakespeare  

In fast allen Religionen und ebenso in der Philosophie wird der Stolz, der oftmals zur Überheblichkeit und zum Hochmut führt, als menschliche Eigenschaft nicht sehr hoch geschätzt. In der römisch-katholische Kirche gilt er als einer der sieben Hauptsünden. Bei näheren Betrachtung hat der Stolz sehr unterschiedliche Quellen, wobei es sich lohnt diese einmal genauer zu betrachten.

Da wäre zuerst einmal der berechtigte Stolz auf eine eigene Leistung. Etwa wenn es einem in der Mathematik mittelmäßig-begabten Schüler gelingt sich durch Fleiß und Ausdauer um eine Note zu verbessern.

Oft hört man dann die Eltern sagen, dass sie Stolz auf ihr Kind sind. Hier wird die Angelegenheit schon etwas komplizierter und diffiziler, denn welchen Anteil haben sie an der Leistung ihres Kindes? Haben sie ihm Nachhilfe gegeben oder es zur Arbeit angehalten? Und inwiefern kann man auf das Erreichte eines anderen stolz sein?

Fußballfans äußern sich gerne mal, sie wären stolz auf die Leistung ihrer Mannschaft. Aber wo liegt ihr Anteil am Erfolg? Unter Umständen ist man Mitglied des Vereins, unterstützt ihn durch das Eintrittsgeld und den leidenschaftlichen Support. Aber unumstritten weitaus größer und somit der Vater des Erfolges ist jedoch der Einfluss der Vereinsführung, des Trainers und der Spieler.

Der Stolz der Fans geht jedoch eher in die Richtung jenes Stolzes, der sich auf Herkunft, Geburt, Stand oder biologischen Vorzügen (Aussehen, Stärke etc.) beruft. Die Eltern bzw. die Ahnen zu ehren oder zumindest ihnen zu danken, gebührt allein der Grund, dass man ohne ihr Zutun nicht geboren wäre. Zudem verdankt man ihnen einen großen Anteil des Aussehens, von der Nasenspitze bis zur Fußsohle, sowie des gesellschaftlichen Ansehens, also der Zugehörigkeit der sozialen Klasse, des damit verbundenen Umfelds, der Örtlichkeit und der Nation. Natürlich kann dieses Erbe, dieses Vermächtnis - wie das Schicksal so spielt - günstiger oder auch ungünstiger für einen ausfallen.

Berechtigt mich das nun dazu auf meine Herkunft stolz zu sein? Worin bestand denn meine Leistung vor der Geburt? Kann sich jemand daran erinnern, dass er gefragt wurde zu welcher Zeit, an welchem Ort, in welche Familie er zur Welt kommen wollte? Oder dass er sein Anliegen "So möchte ich aussehen!" äußern durfte und zur Erfüllung seiner Wünsche hätte er eine Herkulesaufgabe lösen müssen. Ja, dann zweifelsfrei könnte er auf seine Geburtsumstände stolz sein. Allein der Hindu hätte bei diesen Voraussetzungen ein gewisses Recht stolz auf die Angehörigkeit seiner Kaste zu sein, denn in seiner Religion sind die Rahmenbedingungen seiner Wiedergeburt die Folge der Handlungen in seinen vergangenen Leben. Jedoch heißt es in der Bhagavad Gita (der „Bibel“ des Hinduismus) unter Kapitel 16.4: Stolz, Prahlsucht, Zorn und Heuchelei, Schamlosigkeit, Unwissenheit, wer diesen Lastern frönt, der ist dämonischer Geburt geweiht.

 

Der Philosoph Arthur Schopenhauer äußerte sich zu dem Thema Stolz wie folgt:

Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen. 

 

 

Z.Blanck © 2020

 

 

 

 

 

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